Wie man ein Zuggeschirr richtig anpasst
Die Herangehensweise, wie man ein Geschirr richtig anpasst und den Sitz anschließend am Hund beurteilt, ist von Hersteller zu Hersteller verschieden.Wir machen das so, wie hier beschrieben. Andere Anbieter machen das unter Umständen anders.
Im Zughundesport werden heutzutage phänotypisch ganz und gar unterschiedliche Hunde gelaufen und gefahren. Ein perefekt passendes Geschirr – egal ob Unigröße oder Maßanfertigung – dafür zu machen ist für uns eine spannende Aufgabe.
Deshalb dienen die Maße in den Maßtabellen bei den Geschirren zur ersten Orientierung und wir empfehlen euch folgende Vorgehensweise, wenn ihr die Geschirrgröße eures Hundes nicht bereits kennt:
In nur vier Schritten zum perfekt passenden Geschirr
Schritt 1
Meßt euren Hund anhand der folgenden Beschreibung erst einmal aus. Wir benötigen folgende drei Maße aus der obigen Abbildung:
Halsumfang: Anliegend gemessen (bedeutet ohne Luft und Zugaben, aber nicht “würgen”) in der Mitte des Halses. Bei Hunden mit sehr kräftigem Hals auch etwas darunter. Hier hat sich bewährt, das Maßband im Nacken in der Mitte des Halses zu halten und vorne am Kehlkopf 1-2 cm je nach Hundegröße nach unten zu gehen.
Brustumfang: Um den tiefsten Punkt vom Brustkorb und in senkrechter Linie nach oben herum ebenfalls anliegend gemessen.
Länge: Den Widerrist (höchster Punkt der Schulter) erfühlen, dann gehen Sie aber mit dem Maßband noch etwa 1-2 Zentimeter Richtung Kopf (je nach Hundegröße) und messen von dort bis zum Übergang der Rücken- in die Schwanzwirbelsäule. Dieser Punkt läßt sich ebenfalls meist sehr gut fühlen.
Eine zusätzliche Alters- und Rasseangabe Ihres Hundes ist hilfreich.
Weil das richtige Ausmessen der Hunde nicht ganz einfach ist hier ein paar typische Fehlerquellen:
- Hals zu weit oben gemessen: Hals zu eng/Geschirr geht u.U. nicht über den Kopf.
- Hals zu tief gemessen: Hals zu weit.
- “Zugaben” wegen dickem/dichtem Fell: Geschirr meist am Hals und Brust zu groß.
- Hund steht krumm/macht Katzenbuckel: Länge meist zu kurz.
Schritt 2
Dann vergleicht ihr die Maße mit denen in der Tabelle und wählt die Größe (bzw. Größen – es können auch zwei oder sogar drei sein) aus, wo der Hals als wichtigstes Maß möglichst genau passt. Es kann sein, dass der (gemessene) Halsumfang zunächst übeerhaupt nicht zum Brustumfang und der Länge passt. Das ist aber nicht schlimm.
Schritt 3
Wir senden euch dann dieses Geschirr (oder diese Geschirre) zu und ihr probiert sie an. Anschließend macht ihr mehrere Bilder von eurem Hund im Geschirr und sendet uns diese per Mail.
Wichtig: Die Bilder sollen so von vorne und von der Seite gemacht werden, dass euer Hund aufrecht und gerade unter Zug (wie auf dem Trail) steht. Achtet auch auf den Winkel, in dem ihr an der Reepschnur an der Endschlaufe zieht. Dieser sollte in etwa dem der Jöring- oder Zugleine entsprechen, so wie wenn ihr den Hund lauft oder fahrt.
Anhand der Bilder und der Maße, die ihr vorab gemessen habt, können wir uns einen guten Eindruck davon verschaffen, wie das Geschirr nachher perfekt für euren Hund passen bzw. aussehen muss. Wenn wir die Bilder erhalten haben, melden wir uns immer bei euch, um das zu besprechen.
Diese Vorgehensweise hat sich inzwischen sehr gut bewährt und liefert die besten Ergebnisse.
Schritt 4
Wenn euer neues Geschirr dann bei euch ist, schaut ihr euch das Geschirr unter Zug wie hier beschrieben an und macht gerne noch einmal Bilder, die ihr uns erneut zuschickt und über die wir gerne noch einnmal drüber schauen.
In selteneren Fällen muss nachträglich noch einmal eine Kleinigkeit am Geschirr verändert werden, das liegt aber in der Natur der Sache.
Die roten Linien zeigen (vereinfacht) den richtigen Sitz vom fertigen Geschirr am Hund AUF ZUG!
Auf Zug heißt, der Hund zieht im Geschirr wie auf dem Trail!
Nur dann läßt sich der Sitz vom Geschirr auch richtig beurteilen. Es reicht nicht, das Geschirr mit ein oder zwei Finger leicht nach hinten zu ziehen!
Ohne Zug sitzt ein Xback locker am Hund (das soll es auch) und sieht “aufgeschoben” aus.
Achtung: Dadurch wirkt es oft zu kurz!
Anders ist es beim Start – bei Hunden, die hier vehement in die Leine ballern, kann das Geschirr zu lang wirken. Deshalb gilt, wie oben gesagt, unter Zug wie auf dem Trail.
Der Halsausschnitt sitzt am Übergangsbereich vom Hals zur Schulter, soll aber nicht auf die Schulter rutschen. Sonst wäre er zu groß. Bedenken, dass das Geschirr die Schulter “blockieren” würde, braucht man nicht zu haben. Der Übergang Hals – Schulter ist bei unterschiedlichen Hunden meist unterschiedlich stark definiert, aber im Grunde immer ein relativ schmaler Bereich. Genau da gehört der Halsauschnitt vom Geschirr hin. Ist der Hals zu eng und sitzt damit auch nur etwas zu weit oben, dann drückt das Geschirr nicht nur auf die Luftröhre sondern auch auf die großen Gefäße und die Schilddrüse – das wäre schlecht. Deshalb kontrollieren!
Das Brustbein (Fühlen!) darf höchsten bedeckt sein.
Andersherum gesagt darf die Stelle, wo sich beim Xback-Geschirr die Bänder unten am Halsausschnitt kreuzen bzw. das eingesetzte Brustteil beim Xback G2/G3 das Brustbein nicht in Richtung Hals überdecken. Dies ist ein no go und der Halsausschnitt wäre dann zu klein.
Auf Zug kontrollieren!
Hinter den Vorderläufen sollte der Verlauf der Bänder bzw. des Brustteils noch ein kurzes Stück (das reicht!) “eng” bleiben, damit das Geschirr in der Bewegung nicht unter den Achseln scheuert. Kontrollieren!
Die rote Linie von der Brust unten zum Rutenansatz oben zeigt den logischen Verlauf der Bänder vom Geschirr am Hund.
Aus der Darstellung geht zwingend hervor, dass die Bänder bei Geschirren ALLER HERSTELLER vom Typ Xback, Speedback und Co. i.d.R. im Bereich des Rippenbogens und über die Flanken nach hinten/oben verlaufen.
Dabei “rutsch es nicht unter/hinter die Rippen” oder “schneidet in die Flanken ein”. Dies wäre nur dann zutreffend, wenn der Brruustteil deutlich zu lang wäre. Selbst bei starkem Zug am Geschirr entseht in der Flanke kein nennenswerter Druck. Probiert es aus, indem ihr eure Hand unter das Band legen und zieht… also Entwarnung! Zudem verfügend gut trainierte Zughunde über eine ausgezeichnete Rumpfmuskulatur.
Die grüne und die gelbe Linie zeigen dagegen, wie ein zu kurzes oder zu langes Geschirr am Hund sitzen würde.
Unsere Geschirre in Aktion
Die Fotos zeigen unsere Geschirre “in Aktion”: Wettkampf, unter Zug. Da sitzt und passt alles, wackelt nichts und hat keine unnötige Luft…
Danke für das tolle Bild mit “Kamikaze Katze” an Alexandra Chavez (ALEX 2.0 Photography) und danke für das tolle Bild mit “Chaos” an Donna Luettjen Photographie!
Beim CaniX Run, mit dem Bike oder mit dem Scooter wird das Geschirr hinten noch etwas angehoben durch die Anhängung und den Winkel der Zugleine. Dadurch drücken die Geschirre bei richtiger Länge i.d.R. nicht auf die Hüfte. Beim Schlitten oder TW sieht das durch einen eher horizontalen Verlauf der Zugleine u.U. etwas anders aus.
Das X unserer Geschirre ist im Vergleich zu einigen anderen Herstellern relativ groß. Man sieht es u.a. an den Winkeln, wie es eingenäht ist. Dadurch hat der Hund bei topspeed genügend Platz und arbeitet nicht ständig gegen das X. Ein zu kleines/enges X führt zu frühzeitiger Ermüdung und Verspannungen, über die sich dann der Tierphysio freut.
Bei moderatem Zug muss das X unserer Geschirre nicht komplett stramm anliegen, das ist aus o.g. Gründen kein Mangel. Trotzdem dämpft das X im Gegensatz zu Geschirren der offenen Form die Wirbelsäule in der Bewegung – dafür ist es ja da.
Ein weiteres Merkmal der Geschirre der Generation 2 (G2) ist das Brustteil, das die Brust des Hundes unten gut umschließt. Dadurch wird ein Verrutschen des Geschirrs zusammen mit der offenen Endschlaufe unter Zug minimiert. Wenn ein Geschirr am Hund trotzdem verrutscht kann es etwas zu groß sein.
Die häufigste Ursache ist aber ein Wechsel zwischen Zug(Belastung) und kein Zug (Entlastung). Dies kann bei empfindlichen Hunden zu Scheuerstellen führen. Deshalb sollte man immer auf einen “sauberen Lauf” Wert legen und das auch mit seinem Hund trainieren.
Das heißt, die CaniX-Leine ist immer gespannt und man wählt beim Laufen, Scooter oder Biken die Linie seines Hundes bzw. vermeidet stark versetztes Laufen…